In ganz Schleswig-Holstein gibt es nur sechs Hospize mit gerade einmal 66 Betten, obwohl schätzungsweise 150 Betten benötigt werden. Ein Gruppe Möllner setzt nun alles daran, um eine stationäre Einrichtung auch in der Eulenspiegelstadt zu schaffen.
„Ein Hospiz in Mölln wäre mein Herzenswunsch“, sagt Dr. Karina Zühlsdorf, Fachärztin für Allgemeinmedizin und Hausärztin in Möllnmit Zusatzqualifikation Palliativmedizin. Sie weiß, wie schwer es für Betroffene und Angehörige ist, wenn ein Mensch die furchtbare Diagnose bekommt: Du wirst nicht mehr lange leben. „Viele wollen nicht ins Hospiz ,Auxilium’ in Geesthacht fahren, weil sie in der Nähe ihres Zuhauses oder ihrer Verwandten sein möchten“, sagt die Medizinerin. Ihr Wunsch nach einem Hospiz ist deshalb über viele Jahre gewachsen. Sie suchte Mitstreiter und hat diese nun in Hans-Joachim Grätsch, dem langjährigen Geschäftsführer des Lebenshilfewerkes Mölln-Hagenow (LHW) und der Stadtvertreterin und Steuerexpertin Elke Heitmann gefunden. „Hier haben sich drei Menschen gefunden, die verrückt genug für diese Idee sind“, sagt Heitmann, die jahrelang Vorsitzende der Möllner Sportvereinigung war und nun Schatzmeisterin des Fördervereins ist. Denn es gehe am Ende darum, mehrere Millionen Euro für den Bau eines Hospizes zu sammeln.
17 Mitglieder aus verschiedenen Parteien und Branchen
Doch die drei sind zumindest für ihr Projekt guten Mutes. Denn jeder Mensch kann theoretisch selbst einmal so schwer krank werden, dass er ein Hospiz benötigt. „Es ging ruckzuck und wir hatten zehn potenzielle Mitglieder für den Verein“, berichtet Elke Heitmann. Das war im November 2018. Mittlerweile wurde der Verein am 8. Juni 2019 beim Notar gegründet und hat 17 Mitglieder. Neben Grätsch, der mit dem Lebenshilfewerk lange eines der erfolgreichsten sozialen Unternehmen der Region geleitet hat und außerdem in der Stadtvertretung sitzt, sind viele weitere Bekannte auf der Mitgliederliste. Etwa Bürgermeister Jan Wiegels, Stadtvertreterin Christiane Gehrmann und Ratsherr Reimund Waldorf. Auch Wiebke Hargens, Pflegedirektorin des DRK-Krankenhauses Mölln-Ratzeburg, die sich seit langem für Palliativmedizin und adäquate Sterbebegleitung im gesamten Kreis einsetzt, ist mit im Boot.
Grundstück muss 500 Quadratmeter groß sein
Grätsch erklärt, dass man ein Grundstück von etwa 500 Quadratmetern brauche. Die Zimmer müssten zwischen 18 und 22 Quadratmeter groß sein. Betreiber des Hospizes soll der Förderverein nicht werden. Ein Träger wird gesucht. Doch gesetzlich sei laut Dr. Karina Zühlsdorfvorgeschrieben, dass mindestens fünf Prozent der Betriebskosten eines Hospizes dauerhaft aus Spenden generiert werden sollen. Sie vermutet, der Hintergrund sei, dass Hospize eine geschützte Stellung im Gesundheitssystem haben sollen.
Auf die Frage, ob die Gründung eine Konkurrenz zu bestehenden Angeboten des Hospizvereines in Ratzeburg sei, erklärt Grätsch: „Über Konkurrenzen im sozialen Bereich mag ich gar nicht nachdenken. Es ist so viel in diesem Bereich zu tun. Es darf nur eine Ergänzung sein.“ Daher strebe man in Mölln auch sehr intensiv die Zusammenarbeit mit dem Hospizverein Ratzeburg und Umgebung an. Doch der Weg bis dahin ist noch lang. Grätsch schätzt, es werde drei bis fünf Jahre dauern, bis ein Hospiz in der Eulenspiegelstadt eröffnet werden kann.
Doch das Konzept für das neue Hospiz steht im Groben. Und ganz oben über der Präambel steht ein denkwürdiges Zitat von Cicely Saunders(1918-2005), die als Begründerin der Hospizbewegung gilt: „Die Sterbenden sind wichtig, weil es sie gibt. Sie sind bis zum letzten Augenblick ihres Lebens wichtig. Wir werden alles tun, damit sie nicht nur in Frieden sterben, sondern auch bis zuletzt leben können.“
Hilfe für den Verein
Gehe man weiterhin von einem Hospiz-Neubau aus, müsse von Kosten in Höhe von 3 Millionen Euro ausgegangen werden, heißt es im Konzept des Fördervereins Hospiz Mölln. Die laufenden Kosten für die Patienten-Betreuung werden zu 95 Prozent von den Krankenkassen getragen. Die fehlenden Prozent müssen dauerhaft durch Spenden und Sponsoren abgedeckt werden. Erst wenn genügend finanzielle Mittel eingeworben sind, kann die Planung vorangehen. Kontakt zum Förderverein: Elke Heitmann, Telefon 0 45 42/22 39.
Florian Grombein